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Jerónimo Sánchez de Carranza

Jeronimo de Carranza wurde wahrscheinlich 1545 (sein genaues Geburtsdatum ist unbekannt; andere Schätzungen belaufen sich auf 1539) in Sevilla als Sohn einer adligen Familie aus La Montana geboren und verstarb in einem Zeitraum  - vermutlich - zwischen 1600 und 1608 in Guatemala. Carranza studierte an der Universität von Osuna und erreichte einen Abschluss in Rechtswissenschaften. Als Erwachsener wurde er zum Ritter geschlagen und später zum Kommandeur des Ordens “Ordem do Hábito de Cristo” ernannt.

Er wird als Begründer von La Verdadera Destreza (LVD) angesehen. In seiner Karriere war er ein Hauptmann des spanischen Militärs, Höfling sowie Gouverneur von Sanlúcar de Barremeda und Gouverneur und Kapitän-General von Honduras in Neu-Spanien. Er schrieb lediglich ein Buch, dass aber die Grundlage für den gesamten Stil von LVD wurde. Das Buch mit dem Titel “Philosophia de las armas y de su destreza” wurde 1569 geschrieben und 1582 veröffentlicht. Sein Patron war Don Alonso Pérez de Guzmán el Bueno, der Herzog von Medina Sidonia, der aus einer der ältesten und reichsten Familien Andalusiens stammte und ein angesehenes Mitglied des andalusischen Adels war. Carranzas Rolle am Hofe des Herzog ist unklar - Carranza beansprucht für sich den Sohn des Herzog im Fechten unterrichtet zu haben, es ist aber davon auszugehen, dass er generell eher ein Berater war. Carranza veröffentlichte neben seinem Buch im Jahr 1577 einen Text über Personenschäden und die ordnungsgemäße und ehrenhafte Art und Weise, mit Beleidigungen umzugehen. Carranza ist auch mit der literarischen und künstlerischen Schule von Sevilla verbunden und war wohl ein Mann von grossem Ansehen, bekannt für seine Ehrhaftigkeit und sein Können. Fünf Jahre später wurde er zum Gouverneur von Honduras ernannt. In Honduras begegnete er dem Schatzmeister Gregorio Santiago und dem Bischof von Komayagui, Gaspar de Andrade, der später der Korruption angeklagt wurde. 1595 besiegte er eine Gruppe französischer Freibeuter, die in der Nähe von Puerto Caballos landeten. Nach dem Ende seinerr Gouverneurschaft im Jahr 1596 zog er nach Santiago de Guatemala, wo er die vakante Stelle eines Anwalts übernahm. 

 

 

 

 Luis Pacheco de Narváez

Luis Pacheco de Narváez wurde ca. um 1570 in Baeza, Jaén geboren und starb vermutlich ca. 1640. Er war der Sohn von Rodrigo Marin de Narvaez und Magdalena Pacheco Cameras. Er heiratete Beatriz Fernandez de Cordoba, die Tochter von Michael Jerome Fernandez de Cordova, Kammerschreiber und Sekretär des königlichen Hofes der Kanarischen Inseln, und Lucia Sayago.

Er war möglicherweise ein Schüler von Carranza und Fechtmeister des Königs Philip IV. von Spanien. Zuvor bekleidete er verschiedene militärische Posten auf den kanarischen Inseln. Leider ist nicht bekannt ob und wann Pacheco seinem potentiellen Lehrer Carranza begegnet ist. Er wird als einer der wichtigsten und produktivsten LVD- Autoren angesehen. Pacheco zog 1599 nach Madrid und veröffentlichte seine erste Abhandlung über LVD mit dem Titel “Libro de las grandezas de la espada”, kurz nach dem Tod seines Meisters im Jahr 1600. 1624 wurde er von König Philip IV. zum Obersten Waffenmeister am königlichen Hof ernannt.

Zu seinen Lebzeiten schrieb er eine Reihe von Fecht-Abhandlungen (mindestens acht Fechtbücher), die in seiner 1632 geschriebenen, über 750 Seiten umfassenden Abhandlung gipfelten, die posthum - lange nach dem Tod Carranzas - mit dem Titel “Nueva ciencia, y filosofía de la destreza de las armas” ca. 1672 veröffentlicht wurde. In seinen frühen Werken publiziert und veröffentlichte er viele Lehren Carranzas, steht diesem aber später zusehends kritischer gegenüber. Dies geschah vermutlich auch in der Absicht sich bewusst von Carranza abzugrenzen. Besonders nachdem er zum Obersten Fechtmeister ernannt und mit der Zertifizierung neuer Meister betraut wurde, versuchte er das Vermächtnis von Carranza zu untergraben und vermeintliche Mängel in dessen Lehre aufzudecken und zu korrigieren. Daraus folgend teilten sich viele Destreza-Fechter dieser Zeit in zwei verschiedene Lager von LVD auf. Ab diesem Zeitpunkt standen sich auf der einen Seite die Carrancistas und auf der anderen Seite die Pachequistas gegenüber. 

Pacheco war zu seiner Zeit eine sehr kontroverse Figur. In spanischen literarischen und politischen Kreisen sehr bekannt, wurde er gelegentlich für seine überaus intellektuelle und philosophische Herangehensweise an das Fechten öffentlich angefeindet. 1608 soll es zu einem Duell mit dem bekannten Schriftsteller Francisco Gómez de Quevedo gekommen sein. Im ersten Gang soll Quevedo den Hut von Pachecos Kopf geschlagen haben. Daraufhinl sei das Duell abgebrochen worden und die Kontrahenten ein Leben lang Feinde geblieben sein. In Quevedos schillerndem Roman “El buscón” wird dieses Duell parodiert, indem ein Fechter, der sich auf mathematische Berechnungen verlässt, vor einem Duell mit einem erfahrenen Soldaten davonlaufen muss. Später ging Pacheco so weit, der Inquisition vier Bücher von Quevedo zu melden.

Jerónimo Sánchez de Carranza, De la Filosofia de las Armas y de su Destreza y la Aggression y Defensa Cristiana, 1569
Luis Pacheco de Narváez, Libro de las Grandezas de la Espada, 1600

Luis Méndez de Carmona Tamariz 

Luis Méndez de Carmona Tamariz wurde etwa 1574 in Écija geboren. Er lernte und unterrichtete LVD in Sevilla und traf Gerard Thibault, mit dem er ein freundschaftliches Verhältnis pflegte. Er kann als Carrancista eingeordnet werden, da er eine lang anhaltende Kontroverse mit Pacheco initiierte, ein deutliches Beispiel für die Unterschiede zwischen den Pachequista und den Carrancista. Die Auseinandersetzung begann mit Pacheco und seinem Pamphlet “Carta al duque de cea”, welches zwischen 1618 und 1621 veröffentlicht wurde und in dem er verschiedene Aspekte von Carranzas Lehren kritisierte. Carmona antwortete mit einem Brief “Carta a don fadrique fernandez de cordoba”, in dem er die Kritik Pachecos an Carranza zurückwies und ihm vorwarf, dass Pacheco Carranzas Lehren zu Beginn nur akzeptiert habe, um sie im nachhinein zu kritisieren. Pacheco wiederum konterte mit einem weiteren Brief mit dem Titel “Defensa de su apologia contra luis méndez de carmona”, der sich auch im Ton deutlich verschärfte bis hin zu persönlichen Beleidigungen. Die Auseinandersetzung setzte sich sodann mit de Carmonas Antwort “Compendio en defensa de la doctrina y destreza del comendador de Carranza” in 1632 fort und endete vermutlich mit der Erwiderung von Pacheco mit dem Titel “Engano y desengano de los errores que se han querido introducir en la destreza de las armas”, die 1635 in Madrid veröffentlicht wurde. Darüber hinaus hat Carmona zwei weitere Bücher verfasst, von denen eines erst 1899 und das andere nie veröffentlicht wurde.

Gerard Thibault d'Anvers

Über Thibaults Leben ist wenig bekannt und alle Quellen, die uns zur Verfügung stehen, beziehen sich auf Prof. Herman Fontaine de la Verweys Artikel “Gerard Thibault en zijn ‘Academie De L’espée’” von 1977, der uns in der englischen Übersetzung von Alwin Goethals, von 2012 vorliegt. Allerdings rekonstruiert de la Verwey Thibaults Herkunft und dessen Lebensgeschichte recht detailliert anhand dessen Magnus Opum Academie de l’Espée und seinem Album Amicorum. Zusätzlich zieht er historische Dokumente zu Rate, die sich auf Personen aus Thibaults Umfeld beziehen, woraus sich weitere Details seines Lebensweges ableiten lassen. Im Folgenden werden auch wir uns - sofern nicht anders kenntlich gemacht - vorrangig auf Goethals Übersetzung von de la Verweys Artikel beziehen, um eine kurze Chronologie des Lebens des Gérard Thibault zu erstellen. Anschließend werden wir das Werk Academie de l’Espée und das darin beschriebene Fechtsystem beleuchten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                                                  Der mysteriöse Kreis, Gerard Thibault, Academie de L’Epée, 1630, Kapitel 1

 

Gerard (Gérard, Giraldo, Girard, Geraerd) Thibault wird 1574 in Antwerpen als Sohn des Kaufmanns Hendrick Thibaut und seiner zweiten Frau Margaret van Nispen geboren. Über seine frühen Jahre ist nichts näheres bekannt.

 Erst 1605 taucht in den Archiven der Stadt Amsterdam ein Vermerk auf, der Thibault als Wollhändler in der Stadt Sanlucar de Barrameda, in der Nähe Sevillas verortet. Diese kleine Stadt an der Mündung des Guadalquivir ist bekannt als die Wirkstätte Jerónimo Sánchez de Carranzas, des Begründers der spanischen Fechtkunst “la verdadera Destreza”. Thibault scheint einige Jahre in Spanien verbracht zu haben und es ist wahrscheinlich, dass er in dieser Zeit in Kontakt mit Luiz Pacheco de Naváez oder anderen Schülern Carranzas und deren “wahrer Kunst” gekommen ist. Ob er unter dem einen oder dem anderen Meister lernte, oder sich anderweitig mit deren Theorien vertraut machte ist unklar und bleibt Gegenstand der Recherchen dieses Projektes.

 Sicher ist nur, dass Thibault im Herbst 1610 nachweislich zurück in Amsterdam ist, wo er ein Dokument bzgl. des Vermächtnisses seines Vaters und seiner Schwester unterzeichnete.

1611 präsentiert Thibault erstmals seine unkonventionelle Fechtkunst in Rotterdam, wo er einen großen Wettstreit, bei dem zahlreiche niederländische Fechtmeister teilnahmen, für sich entscheidet.

Aus den Gedichten des Album Amicorum geht hervor, dass Prinz Maurits (Maurice) von Nassau durch diesen Triumph auf Thibault aufmerksam wird und diesen, zusammen mit anderen niederländischen Fechtmeistern, darunter Lambert van Someren, Thibaults früherer Lehrer, an seinen Hof einlädt, um sich persönlich von Thibaults Fechtkunst zu überzeugen. Erneut zeigt sich Thibault siegreich und wird durch den Prinzen geehrt.

 1613 taucht Thibault erneut in Amsterdam auf. Dieses Mal als Zeuge bei der Taufe seiner Nichte Leonora. Durch seine Siege in Rotterdam und am Hofe des Prinzen von Nassau erlangte Thibault großes Ansehen als Fechter und aus den Einträgen des Album Amicorum geht hervor, dass er seine Kunst daraufhin in irgendeiner Form in Amsterdam lehrt.

1615 beauftragt Thibault den Kupferstecher Michel le Blon damit einige Drucke zur Ehre der Fechtkunst, für ihn anzufertigen. Deutet dies darauf hin, dass Thibault zu diesem Zeitpunkt beginnt konkrete Pläne für sein Buch Academie de l’Espée zu schmieden? Möglicherweise. Beweisen lässt sich dies nicht.

Was sich hingegen belegen lässt, ist dass Thibault im Dezember 1615 Amsterdam verlässt, um einer Einladung an den Hof in Kleve zu folgen. Auch dort demonstriert Thibault sein Fechtsystem erfolgreich, was aus Gedichten aus dem Album Amicorum hervorgeht.

 Im Herbst 1617 verlässt Thibault Kleve. Dies kann erneut an einer Eintragung im Album Amicorum belegt werden. 

1618 scheint Thibault wieder in Amsterdam zu sein, wo er Johan Leenman damit beauftragt eine große Zahl von Rahmen aus Walknochen herzustellen, um darin Bilder zu rahmen, die in seinem Zimmer hingen. Handelte es sich hierbei um Zeichnungen für Academie de l’Espée? 

1620 und 1621 taucht Thibault in Form von Eintragungen in Alba Amicorum und Vertragsdokumenten für weitere Rahmen erneut auf. Er scheint immer noch in Amsterdam zu leben.

Im Februar 1622 verlässt Thibault Amsterdam, um an der Universität in Leiden Mathematik zu studieren. 

Aus einer Eintragung Thibaults im Album Amicorum von Cornelis de Glarges von Harlem, von 1624, geht hervor, dass Thibault zu diesem Zeitpunkt möglicherweise Fechtmeister der Universität von Leiden ist. Ein offizieller Beleg in Form einer Urkunde o. Ä. fehlt allerdings.

Während seiner Zeit in Leiden arbeitet Thibault vermutlich fieberhaft an der Vollendung seines Buches. 

Wir wissen, dass Thibault sich neben den Höfen von Kleve und Den Haag auch an den Höfen von Paris, Brunswick und Lippe aufhielt, um für sich, seine Fechtkunst und sein großes Werk zu werben. Wann er diese Reisen unternimmt ist nicht sicher.

In der ersten Hälfte des Jahres 1627/28/29 stirbt Gerard Thibault, ohne die Veröffentlichung der Academie de l’Espée mitzuerleben. Weder der genaue Todestag noch der Ort und der Grund seines Ablebens sind bekannt. Thibault hat nie geheiratet und hatte keine Kinder.

Das Lebenswerk Thibaults - Academie de l’Espée - wurde 1630, ein paar Jahre nach dem Tod des Autors, veröffentlicht. Das Buch umfasst mehrere hundert Seiten, die in zwei Teile aufgeteilt sind, von denen der Erste 33 und der Zweite 13 Drucke von Kupferstichen höchster Qualität, von 16 unterschiedlichen niederländischen, belgischen und deutschen Kupferstechern enthält. Diese Drucke zeigen die Proportionslehre Thibaults und mit dem “mysteriösen Kreis” den theoretischen Unterbau seines Fechtsystems und die einzelnen Techniken, die vom Ziehen des Schwertes über den Kampf mit dem Rapier allein, über die Verwendung des Rapiers gegen andere Waffenkombinationen (Rapier und Dolch, Rapier und Schild, das Lange Schwert und die Muskete) reichen. Ein dritter Teil über den berittenen Kampf war geplant, konnte aber nicht mehr umgesetzt werden. Gedruckt wurde das Buch im heute noch bekannten Elzevier-Verlag. Veröffentlicht wurde es von der Familie Thibaults selbst. Aus den im Buch abgedruckten Familienwappen ist ersichtlich, dass das Werk von König Luis dem XIII. von Frankreich, Joachim Sigismund von Brandenburg, dem Herzog von Kleve, seinem älteren Bruder Georg Willem, dem Kurfürsten von Brandenburg, Prinz Maurits von Nassau, Christian, Herzog von Brunswick-Lüneburg, den Brüdern Simon und Otto, den Grafen von Lippe, Frederick Heinrich, Stephan Gans, freiem Herrn von Potlits und Wolfshagen und schließlich Ernst Casimir, Stadthalter von Friesland unterstützt wurde.

Das Fechtsystem, das Thibault in der Academie de l’Espée aufs Äusführlichste darlegt, ist stark im Zeitgeist der auslaufenden Renaissance und der frühen Neuzeit verankert. Die Grundlage vieler Wissenschaften und Künste dieser Zeit, und so auch aller Lektionen in Academie de l’Espée bildet der menschliche Körper mit seinen Proportionen. Davon leiten sich die Gestalt und die Länge des perfekten Schwertes und davon der  mysteriöse Kreis, mit all seinen Sekanten und Tangenten ab, woran wiederum die Beinarbeit und damit die Bewegung durch Zeit und Raum beschrieben und erklärbar gemacht wird (Kapitel 1). Im zweiten Kapitel diskutiert Thibault erneut die Proportionen des menschlichen Körpers, legt hier aber den Fokus auf einen Vergleich seiner Beobachtungen mit denen Albrecht Dürers und im Anschluss daran auf die Ableitung der perfekten Form und Bemessung des Schwertgehänges. Im dritten Kapitel geht er auf die richtige Art und Weise ein das Schwert zu ziehen und wie man korrekt an den mysteriösen Kreis treten soll. Das vierte Kapitel beschäftigt sich dann mit der Position der geraden Linie und deren Eigenschaften mit all ihren Vor- und Nachteilen gegenüber anderen Fechthaltungen. Ab dem fünften Kapitel werden nun verschiedene Techniken dargestellt und erläutert, um Thibaults System in all seinen Details zu beleuchten und im Anschluss darauf einzugehen, wie man mit diesem System gegen andere Systeme und Waffenkombinationen vorgehen soll. Bei der Beschreibung dieser Techniken, die viele, hochpräzise und komplexe Bewegungsabläufe erfordern, greift Thibault auf sein zuvor im ersten Kapitel etabliertes Grundgerüst, dass aus dem mysteriösen Kreis, mit all seinen Wegpunkten, von denen sich alle Schritte und zu überbrückenden Distanzen ableiten und seiner Einteilung der Klinge in 12 Teile besteht, zurück, um teilweise millimetergenaue Angaben über die Positionen des Körpers und der Klingen zueinander machen zu können. In kaum einem anderen Fechtbuch finden sich solch exakte Beschreibungen. Dies erleichtert die Interpretation der einzelnen Techniken enorm.

Die aufrechte Fechthaltung in der Position der geraden Linie, die nonlineare Beinarbeit mit vorrangig relativ kleinen “Gehschritten”, die recht häufige Verwendung von Hieben und des Greifens des Schwertes des Gegners, sowie der Fokus auf einem bindungsorientierten Fechten u.v.m. erinnern stark an Kernelemente der spanischen Fechtkunst La Verdadera Destreza. Allerdings gibt es auch deutliche Unterschiede zu diesem System, was eine eindeutige Einordnung in die Fechttraditionen Europas erschwert. So verwendet Thibault eine einzigartige Griffhaltung, positioniert seine Füße anders, als die anderen Destreza-Autoren, verwendet eine vollkommen andere Nomenklatur und nimmt scheinbar auch eine andere ethisch-moralische Haltung zum Kampf an sich ein. 

 

Diogo Gomes de Figueiredo

 

Diogo Gomes de Figueiredo wurde 1685 in Figueiredo/Portugal geboren und war ein portugiesischer Soldat, Diplomat und Fechtmeister. Über sein frühes Leben ist wenig bekannt, aber es ist wahrscheinlich, dass er schon in jungen Jahren das Fechten studierte. In seiner ersten Abhandlung erwähnt er, dass er bei einem Diestro namens Gonçalo Barbosa studierte. Seine militärische Laufbahn begann er 1626, als er mit der königlichen Armada von Lissabon aus in See stach und 1627 an der Küste der Gascogne Schiffbruch erlitt. Figueiredo blieb während des portugiesischen Restaurationskrieges (1640 – 1665) im Militärdienst. Er nahm mindestens an drei der fünf grossen Schlachten dieses Krieges teil und war an den erfolgreichen Schlachten bei Montijo und Linhas de Elvas sowie an vielen kleineren Scharmützeln beteiligt, darunter auch an der Verteidigung der Stadt Almeida. Figueiredo diente der portugiesischen Krone auch als Fechtmeister, unter anderem unterrichtete er den jungen Prinzen Theodoszio im Fechten.

Neben seiner militärischen Laufbahn war Figueiredo ein berühmter Schriftsteller und Dichter. 

Darüber hinaus ist Figueiredo der Autor von mindestens zwei Fechtbüchern. Er schrieb das erste Buch 1628 mit dem Titel “Oplosophia e verdadeira destreza das armas”. Es handelt sich um eine Abhandlung mit dem Fokus auf das Fechten mit dem Rapier sowie dem Rapier und Beiwaffen. Inhaltlich folgt er der Carrancista-Tradition und war Kritiker von Pacheco. Das Buch wurde nie veröffentlicht. Seine zweite Abhandlung, geschrieben 1653, war das “Memorial da prattica do montante”. Es konzentriert sich auf das Fechten mit dem Montante (Großschwert), einer Waffe, die das Herzstück der älteren esgrima antigua -Tradition darstellte, die von LVD verdrängt wurde. Das Umschwenken von der neuen spanischen Fechtlehre zugunsten der traditionelleneren Lehre gilt als Symbol für Figueiredos Loyalität zur Sache der portugiesischen Unabhängigkeit. 

Im September 1685 starb Figueiredo und wurde im Kloster von Trinidade beigesetzt.

 

 

Luis Diaz de Viedma

 

Über Luis de Viedma ist sehr wenig bekannt. Er stammte aus Guadix. Sein Fechtbuch “Método de ensenanza de maestros en la ciencia filosofica de la verdadera destreza matemática de las armas” wurde 1639 in Cadiz gedruckt und in Barcelona veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein Handbuch für die Meister, wie man die Kunst lehren soll. Seine Lehren werden als eine Kombination aus Carranza und Pacheco beschrieben. Viedma soll von andalusischen Meistern gelernt haben bis er seine eigene Fechtschule eröffnete. Nach eigenen Angaben in seinem Buch übte er ursprünglich über zwanzig Jahre lang den herkömmlichen Stil aus, bis Gaspar de Rivera y Avila, Kommandant von Alcantara, in seine Region kam und er daher erst später LVD lernte. 

 

 

Miguel Pérez de Mendoza y Quijada

 

Miguel Perez de Mendoza y Quijada war Fechtlehrer von Balthasar Carlos, dem Thronerben Philipps IV. , sowie von Don Juan de Austria. Angeblich sei er den Pachequistas zuzuordnen. Seine Werke zu LVD stammen aus den Jahren 1665, 1672 und 1675. Er wird auch in einer spanischen Antwort auf eine italienische Schrift zitiert. Angeblich habe Mendoza im Jahr 1646 siebzehn Männer zu Fechtkämpfen herausgefordert. Mendoza wartete wahrscheinlich darauf, dass seine Gegner den Kampf einleiteten und ihre Absichten offenbarten. Sein Destreza-Stil war angeblich langsam und berechnend, so dass er seine Anstrengung minimieren und alle siebzehn Herausforderer besiegen konnte. Mendoza ist darüber hinaus einer der Autoren, der den Umgang mit dem Mangual erwähnt.

 

 

Francisco Antonio de Ettenhard (Tenarde) y Abarca

 

Francisco Antonio de Ettenhard wurde ca. 1650 geboren und verstarb etwa um 1701. Er diente sowohl König Carlos II. als auch König Philipp V. und war Hauptmann der deutschen Garde des Königs. Er gilt als einer der vier grossen Meister von LVD (neben Carranza, Pacheco und Rada). In seinen Werken führt er sehr ausführlich aus, wie man dem italienischen Stil des Fechtens entgegenwirken kann. Eines seiner bekanntesten Werke mit dem Titel “Compendio de los fundamentos de la verdadera destreza y filosofía de las armas” stammt aus dem Jahr 1675 und wurde in Madrid veröffentlicht. Neben dem Kompendium schrieb er das Werk “El diestro italiano y español”, gedruckt im Jahre 1697. Seine Werke setzen die Lehre von Pacheco fort, als dessen Anhänger er sich ausgibt, sowie die von Mendoza.

 

 

Alvaro Guerra de la Vega

 

Auch über Alvaro Guerra de la Vega ist sehr wenig bekannt. Er stammt aus dem selben Teil Spaniens wie Rada. Rada und de la Vega sind Berichten zufolge die einzigen zwei LVD-Autoren, die sich auf eine dritte Medio beziehen, und scheinen auch sehr ähnliche Haltungen bzw. Modifikationen der Haltungen zu erklären. Sein Werk ist vermutlich aus dem Jahr 1681. Diesem ist zu entnehmen, dass er lange Zeit König Felipe IV in unbekannter Funktion bzw. Position unterstand. Seine Meister waren Juan Caro und Juan de Casteneida, sein Mathematikprofessor war Juan de la Rocha und sein Lateinprofessor war Juan Ibasso.

 

 

Nicolás Tamariz

Nicolas Tamariz war angeblich der Leutnant des Oberhaupts der Stadt Sevilla. Sein Handbuch über LVD mit dem Titel “Cartilla y luz en la verdadera destreza” stammt aus dem Jahre 1696.

 

 

Manuel Cruzado y Peralta

 

Er war ein Fechtmeister und Zeitgenosse Radas, der 1702 das Buch “Las tretas de la vulgar y comun esgrima de espada sola, y con armas dobles, que reprobò ... Luis Pacheco de Narvaez y las oposiciones que dispuso en verdadera destreza contra ellas” veröffentlichte, das sich mit Fechttechniken aus dem Esgrima vulgar auseinandersetzt.

 

 

Manuel Antonio de Brea 

 

Manuel Antonio de Brea war Fechtmeister am Königlichen Seminar in Madrid, welches Adelige aus dem ganzen Land zu Eliten für die Verwaltung sowie dem Militär ausbildete und unter der Kontrolle von Jesuiten stand. Er veröffentlichte im Jahr 1805 sein Fechtbuch “Principos universales y reglas generales de la verdadera destreza del espadin”. De Brea war ein Fechtmeister, der es wagte, LVD seinen eigenen Vorstellungen anzupassen. Er kombinierte Destreza mit anderen Philosophien wie dem deutschen, französischen oder italienischen Fechten, um den Übergang vom Rapier zum nunmehr gebräuchlichen Hofdegen zu bewerkstelligen. Einige Stimmen würden de Brea auch deshalb nicht zu LVD hinzuzählen, da seine Herangehensweise nicht philosophisch oder mathematisch geprägt, sondern die eines Fechters war. De Brea verstarb 1810.

 

 

Simon de Frias

 

Simon de Frias Fechtbuch “Tratado de la destreza del sable” wurde 1809 veröffentlicht und beschreibt das Fechten mit dem Säbel, der damals gängigsten Militärwaffe. De Frias war ein Fechtmeister (“Meister aller Waffen, geprüft, genehmigt und betitelt von der Regierung von Neuspanien”) aus dem heutigen Mexiko. Sein Buch wurde auch dort veröffentlicht. Sein Geburts- und Sterbedatum sind unbekannt, man weiß aber, dass er 1787 Selbstverteidigung lehrte.

 

 

Jaime Merelo y Casademunt

 

Jaime Merelo y Casademunt wurde als Fechtlehrer für die Kadetten an der Infanterie-Schule in Toledo angeheuert. Im Jahr 1862 wurde sein Fechtbuch mit dem Titel “Esgrima del sable espanol” veröffentlicht. Merelo bietet ein komplettes System für das Fechten mit dem Infanterie-Säbel, basierend auf den viel älteren Konzepten von LVD.

Quellen:

http://www.destreza.us/masters/

https://en.wikipedia.org/wiki/Jer%C3%B3nimo_S%C3%A1nchez_de_Carranza

https://en.wikipedia.org/wiki/Luis_Pacheco_de_Narv%C3%A1ez

https://es.wikipedia.org/wiki/Francisco_Antonio_de_Ettenhard_y_Abarca

https://wiktenauer.com/wiki/Jer%C3%B3nimo_S%C3%A1nchez_de_Carranza

https://wiktenauer.com/wiki/Diogo_Gomes_de_Figueyredo

https://wiktenauer.com/wiki/Luis_Pacheco_de_Narvaez

http://blackbirdsandblades.blogspot.com/2015/10/la-verdadera-destreza-resource-list.html

https://www.films.com/ecTitleDetail.aspx?TitleID=33284

http://www.thearma.org/Manuals/destreza.htm#.YAHebehKiUk

https://www.ffamhe.fr/wiki/Manuel_Cruzado_y_Peralta

https://spanishsmallsword.wordpress.com/about/

https://destrezanova.ca/hom

https://www.donaldheald.com/pages/books/31038/simon-de-frias/tratado-elemental-de-la-destreza-del-sable

https://www.lulu.com/en/ca/shop/john-jakelsky/complete-treatise-of-fencing-of-the-spanish-saber/hardcover/product-24174031.html?page=1&pageSize=4

Manuel Valle Ortiz in Late Medieval and Early Modern Fight Books: Transmission and Tradition of Martial Arts in Europe (14th–17th Centuries), 2016, S. 326, 329, 331, 338, 339, 340, 341, 352.

Sydney Anglo, The Martial Arts of Renaissance Europe, S. 72.

De la Fontaine Vervey, H. “Gerald Thibault and his Academie de l’espée. Quaerendo (1978) 8:283-319, S. 295.

De la Verwey, Herman Fontaine, (1978). Gerard Thibault and His ‘Academie De L’Espée’. Quaerendo, 4, überarbeitete englische Übersetzung, Goethals, Alwin, (2012)

Majár, J., & Várhelyi, Z. (2015). Thibault and Science I. Measure, Distances and Proportions in the Circle. Acta Periodica Duellatorum, 2(1), 150–187. Retrieved from https://bop.unibe.ch/apd/article/view/6998

https://www.historiccombat.com/gerard-thibault/

https://nocothibault.org/

https://www.facebook.com/groups/185583465301323/

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